Stadtgeschichten

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Vom Mammutzahn zum Mikrochip...

Böblingen ist dem äußeren Erscheinungsbild nach eine junge Stadt. Ihre Geschichte reicht dennoch weit in die Vergangenheit. Im Jahr 1272 war Böblingen Sitz einer Seitenlinie der Pfalzgrafen von Tübingen, auf die die Stadtgründung zurückgeht. Die Stadtanlage in Gestalt eines halben Ovals um den Schloßberg, mit der Längsachse der Marktstraße und den rechtwinklig dazu verlaufenden Quergassen, beruht auf deren Planung. Die Besiedlung des Böblinger Raumes reicht zurück in die Altsteinzeit (ca. 25.000 – 20.000 v. Chr.). Reste eines hier gefundenen Mammuts zeigen die Einwirkung von Menschenhand. Besiedlungsspuren und Hügelgräber zeugen von der Bronzezeit (ca. 1.100 v. Chr.) und der Keltenzeit (späte Hallstatt- bzw. Latènezeit; ca. 400 v. Chr.). Schriftliche Überlieferungen beginnen im Mittelalter um 1.100 n. Chr.: „Bebelingen“ erscheint damals als Name eines alemannischen Adelsgeschlechts. Auf die Alemannen weist die Endsilbe -ingen im Namen von Böblingen. Der erste Teil des Stadtnamens wird mit einem Adeligen namens „Bobilo“ in Verbindung gebracht.

Bereits im 14. Jahrhundert ging die Herrschaft der Tübinger Pfalzgrafen zu Ende. Wirtschaftlicher Niedergang zwang die Böblinger Seitenlinie, die Stadt 1344 bzw. 1357 an die Grafen von Württemberg zu veräußern. Böblingen war fortan Verwaltungsmittelpunkt eines württembergischen „Amtes“ bzw. „Oberamtes“.

Beim Aufbruch ins Industriezeitalter war das vielfältige Handwerk, der Fleiß, die Geschicklichkeit und der Einfallsreichtum der Menschen ein Standortvorteil. Das Laboratorium des Apothekers Bonz, das sich im 19. Jahrhundert zu einer Fabrik von Weltrang für chemische Erzeugnisse (besonders Narkosemittel) entwickelte und die Maschinenfabrik August Wagner (Bau von Pressen, Nähmaschinen, Dampfmaschinen und Fasswaschmaschinen für Brauereien) wurden Musterbeispiele für schwäbisches Tüftlertum. Den entscheidenden Impuls erhielt die Böblinger Industrieentwicklung mit dem Eisenbahnbau im Jahr 1879. Damit einher ging die Ausweisung neuer Industriegebiete. Schon 1886 siedelte sich dort die „Mechanische Trikotweberei Ludwig Maier & Cie.“, die spätere „Hautana“, an. Das unternehmerische Erfolgskonzept bestand in der Produktion des neu auf den Markt gekommenen Büstenhalters.

Im Ersten Weltkrieg wurde am 16. August 1915 der Böblinger Militärflugplatz eingeweiht. Darauffolgend war für die weitere Stadtentwicklung von entscheidender Bedeutung, dass Böblingen 1925 Sitz des Landesflughafens für Württemberg wurde. Böblingen war die „Brücke zur Welt“.

Am Rande des Flugplatzes errichtete der Böblinger Luftfahrtpionier Dr. Hanns Klemm (1885-1961) im Jahr 1929 seine schon kurz zuvor gegründete Firma „Leichtflugzeugbau Klemm“. Diese wurde bis in den Zweiten Weltkrieg hinein wichtigster Industriebetrieb der Stadt.

Der Luftangriff in der Nacht vom 7./8. Oktober 1943 wurde zur schwersten Heimsuchung der Stadt in ihrer jüngeren Geschichte. Zahlreiche Tote und Verletzte, der größte Teil der Altstadt mit der Stadtkirche, dem Schloss und dem Rathaus lagen in Schutt und Asche. Dieser und nachfolgende Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg hatten zur Folge, dass bei Kriegsende ca. 40 % der bebauten Fläche zerstört und nahezu 2.000 Menschen obdachlos waren. Nach der Währungsreform vom 20. Juni 1948 begann ein dynamischer Wiederaufbau. Die Einwohnerzahl verdreifachte sich innerhalb von nur zwei Jahrzehnten (1950: 12.600; 1970: 37.500).

Mit der Ansiedlung zukunftsorientierter Firmen wie IBM (1949) und Hewlett-Packard (1959) sowie von krisenfesten mittelständischen Betrieben, die sich seit den siebziger Jahren vor allem auch auf der „Hulb“ niederließen, setzte parallel zur rapiden Bevölkerungszunahme ein stürmisches Wirtschaftswachstum ein. Böblingen nahm den direkten Weg in das High-Tech-Zeitalter.

Mit dem Erwerb des Flugfeldareals im Jahre 2002 vom Bund, erwarben die beiden benachbarten Städte Böblingen und Sindelfingen nicht nur eine 80 ha große Konversionsfläche, sondern investierten in die gemeinsame Zukunft. Seit die Oberbürgermeister beider Städte im Juni 2003 den Bagger zum ersten feierlichen "Baggerbiss" bestiegen, geht es auf dem Gelände zügig voran. In Böblingen entsteht seitdem ein neuer und hochmoderner Stadtteil mit zahlreichen Wohnungen, Arbeitsplätzen und Freizeiteinrichtungen.