Wirtschaftsgeschichte

Ursprünglich befand sich in der Böblinger Unterstadt sumpfiges Gelände. Erst mit der Errichtung des Böblinger Bahnhofs in den 1870er Jahren entwickelte sich hier nach und nach ein Stadtquartier.

Wie in vielen Städten siedelten sich auch in Böblingen vor allem Fabriken und Gewerbebetriebe in der Nähe des neuen Bahnhofs an. Darunter befanden sich Unternehmen wie die Chemische Fabrik Bonz, die mit der Herstellung des reinen Narkoseäthers international bekannt wurde.

Das bedeutendste Unternehmen, das sich im späten 19. Jahrhundert in der Böblinger Unterstadt ansiedelte, ist die Firma Hautana. Heute weist wenig auf diesen Meilenstein in der Wirtschaftsgeschichte der Stadt hin. Eine in den Boden eingefügte Tafel am Ende der Bahnhofstraße und die Hautana-Passage erinnern an die Bedeutung des einstigen Unternehmens.
Hautana gelangte mit der serienmäßigen Fertigung eines Kleidungsstücks zu Weltruhm, die den Alltag der Frauen revolutionierte - dem Büstenhalter.
Die klaren Vorzüge dieses neuen Kleidungsstücks sorgten dafür, dass der Hautana-Büstenhalter zu einem Welterfolg wurde. Bereits vor dem ersten Weltkrieg ging ein Drittel der in Böblingen produzierten Exemplare in den Export. Hautana unterhielt sogar eine Filiale in London.
Das Unternehmen wurde zum wichtigsten Arbeitgeber in der Stadt und beschäftigte bis zu 500 Personen. Bemerkenswert waren auch die hohen sozialen Standards für die Mitarbeiter, die vor dem ersten Weltkrieg nicht alltäglich waren. Lyon Sussmann, der die Unternehmensgeschäfte leitete, kümmerte sich nicht nur in außergewöhnlichem Maße um seine Angestellten, auch das Wohl seiner Stadt lag ihm sehr am Herzen. So gab dieser großzügige Unternehmer Zuschüsse für den Bau des ersten Kindergartens, die freiwillige Feuerwehr und viele weitere Vorhaben in der Stadt. 1913 wurde ihm daher die Ehrenbürgerwürde der Stadt Böblingen verliehen.

Nach dem zweiten Weltkrieg versuchte das Unternehmen, an den früheren Erfolg anzuknüpfen. Die große Zeit des Unternehmens war jedoch vorbei, sodass der Betrieb 1979 eingestellt wurde. Im Jahre 1981 wurde schlussendlich die beeindruckende Fabrikanlage abgebrochen. Hautana, einer der bedeutendsten Meilensteine in der Entwicklung Böblingens, war nun endgültig Geschichte.