Das Böblinger Stadtwappen

Das Stadtwappen in seiner
heutigen Gestalt

Wie andere Städte und Gemeinden hat auch Böblingen ein eigenes Wappen. In der Sprache der Heraldik (Wappenkunde) wird das Wappen folgendermaßen beschrieben: Eine rote Fahne an drei Tragringen auf Gold. Nach den heraldischen Regeln kann Gold als Gelb wiedergegeben werden. Wie bei heutigen amtlichen Wappen üblich, besteht das Stadtwappen nur aus einem Hauptbestandteil, dem Schild. Die Zeichnung, welche der Schild wiederum beinhaltet, wird in der Heraldik als Wappenbild bezeichnet.

Pfalzgrafen von Tübingen

Quelle: Böblingen. Vom Mammutzahn
zum Mikrochip.Böblingen 2003, S. 114

Das Böblinger Wappen ist einfach, einprägsam, schön und sehr alt. Es lässt sich auf das Wappen des schwäbischen Hochadelsgeschlechts der Pfalzgrafen von Tübingen zurückführen, die im Mittelalter auch Stadtgründer und -herrn von Böblingen waren. Weil das in verschiedene Linien geteilte Pfalzgrafengeschlecht eine ganze Reihe von Städten gründete und beherrschte, lässt sich in vielen heutigen Stadtwappen deren Wappenmotiv nachweisen. Das Fahnenwappen findet sich daher in den Stadtwappen von Tübingen und Herrenberg. Und da ein Zweig der Tübinger - die Grafen von Montfort - auch am Bodensee herrschte, kommt dieses Motiv u. a. auch in dem Stadtwappen von Langenargen, ja sogar im Wappen des österreichischen Bundeslands Vorarlberg vor.

Eines der ältesten Wappen Deutschlands

So verbreitet das pfalzgräfliche Wappen ist, so unsicher ist seine Entstehung und Bedeutung. Es zählt zu den ältesten Deutschlands und ist schon für das Ende des 12. Jahrhunderts nachweisbar. Vermutlich sollte das Wappenbild eine Investiturfahne darstellen. Dabei wurde möglicherweise Bezug genommen auf die Verleihung der Pfalzgrafenwürde durch den König an das Geschlecht der Tübinger. Diese Übergabe geschah allem Anschein nach durch die symbolische Übergabe einer Fahne, die in der Geschichtswissenschaft als Investiturfahne bezeichnet wird.

Graf Wilhelm und der Farbenwechsel

Die Farbe der auf dem Wappen abgebildeten Fahne war ursprünglich offenbar Gold und die des Schildes Rot. Grafen Wilhelm von Tübingen-Gießen (+ 1252), der Begründer der Böblinger Linie, wechselte dann die Farben, so dass die rote Fahne auf goldenem Feld zum Vorbild für das Böblinger Stadtwappen wurde.

Wappen sind als Hoheitszeichen oft auf Steinen, auf Malereien und vor allem als Siegelabdruck überliefert. Mit Wachssiegeln und später Lacksiegeln wurde die Echtheit von Dokumenten beurkundet. Im Lauf der Zeit kam man dann immer mehr davon ab und siegelte stattdessen mit einem Stempel aus Metall später aus Gummi. So wie es auch heute noch üblich ist.

Der erste Nachweis für ein Wappen der Stadt Böblingen ist ein aus dem Jahr 1340 stammender Wachssiegelabdruck. Die rote Farbe der Fahne ist durch eine 1535 entstandene Darstellung überliefert. Als 1344 die Grafen von Württemberg Böblingen den Tübinger Pfalzgrafen abkauften, wurde das alte Wappen beibehalten.

Abbildung des Böblinger Wappen
bei Merian (1643)

„Graziöse Formen“ und ein „Rahmenwerk“

Das frühe Böblinger Stadtwappen hatte einen sogenannten spitzen gotischen Dreieckschild. In der Zeit der Spätgotik wurde die Unterseite des Schildes abgerundet. Das so gestaltete städtische Siegel wurde von 1460 bis 1596 verwendet. Das nachfolgende städtische Siegel hatte einen von der Renaissance beeinflussten Schild mit „graziösen Formen“, und war mit einem "Rahmenwerk von Ranken umgeben."

Stadtsiegel 1819

Der Schild löste sich in seiner Form dann immer mehr auf, wie die Abbildung des Böblinger Wappens bei dem Stich von Merian zeigt (1643). Danach gab es eine uneinheitliche Entwicklung. So hatte das zeittypisch vom Rokoko beeinflusste Siegel 1751 eine einfache und klare Schildform, die an das frühgotische Siegel erinnert. Hingegen erinnert der Schild eines 1819 benutzten Siegels mehr an das bei Merian abgebildete Wappen. Langfristig setzte sich jedoch die Entwicklung in Richtung Einfachheit und Klarheit durch, wie ein Stempelbild von 1947 zeigt.

Stadtwappen 1947

Im Zug der 700-Jahr-Feier der Stadterhebung beschloss der Böblinger Gemeinderat am 12. August 1953 die heute gültige Neufassung des Stadtwappens, welches das Stadtwappen noch stärker an das mittelalterliche Vorbild ausrichtete. Es gab dabei verschiedene kleinere Veränderungen: Der halbrunde Schild wurde wieder durch sein spitzes (gotisches) ersetzt, die Verzierung (Damaszierung) auf der Fahne beseitigt und auch die drei Fahnenlätzen (Fahnenenden) bekamen eine neue Form. Da die Farbe unverändert blieb und auch keine neue Wappenfigur hinzukam, musste das Wappen nicht durch das Innenministerium neu verliehen werden.

So spiegelt das Böblinger Stadtwappen in seiner Entwicklung geschichtliche Veränderungen wieder. Weil das Fahnenmotiv seit dem Mittelalter durchgehend als Wappenbild verwendet wurde, stellt das Stadtwappen in seiner beeindruckenden Kontinuität zugleich eines der wenigen bruchlosen Verbindungen des heutigen Böblingen zu seiner Vergangenheit dar.